Stelldichein
der Deutschen Schachelite in Magdeburg
Der deutsche Meisterschaftsgipfel
in Magdeburg beheimatete vom 14.-22. August die Deutsche Meisterschaft
und das Masters-Turnier der deutschen Elite. Auch die Finalrunde des Dähnepokals
wurde dort entschieden. Wer würde Deutscher Pokalsieger 2020? Sebastian
war dabei - und rechnete sich Chancen aus. Man zählte zwei IM und
5 FM im Feld, aber keinen Spieler über 2400 Wertungspunkten.
Die Qualifikation gelang
ihm über den Sieg bei der Niedersächsischen
Landesmeisterschaft. Und so ging es dann am 20.08. nach
Magdeburg zu einem Turnier mit 32 Spielern nach dem K.O.-System. Fünf
Runden waren also fällig, wobei die Verlierer zwar aus dem Rennen
um den Pokal ausschieden, aber weiter gegeneinander nach Schweizer System
gepaart wurden, sodass jeder auf fünf Partien kommen würde und
nicht für einen einzigen Auftritt eine weite Anreise in Kauf nehmen
musste.
Bedenkzeitregelung:
Fischer Kurz, bzw. sehr kurz, denn nach 40 Zügen gab es lediglich
15 statt 30 Minuten hinzu. Bei Remis in dieser Langzeitpartie folgte ein
Stechen durch Blitzpartien, dazu mehr später. Gespielt wurden Doppelrunden
am Donnerstag und Freitag sowie eine Vormittagsrunde am Samstag. Der Abend
war dann einer großen Abschlussgala vorbehalten. Hier nun ein Überblick
über Sebastians Partien, mit ein paar einfachen Kommentaren.
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Das Maritim-Hotel
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Blick in den Spielsaal
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Erste Runde
Sebastian (2210) -
Dobierzin (2031)
Dazu 15 weitere Paarungen
Der Gegner hatte etwas
über 2000 Punkte und Sebastian hatte Weiß. Ein gutes Los also,
wenn man bedenkt, dass theoretisch hinsichtlich der Paarungen alles passieren
konnte, so auch Schwarz gegen einen IM zum Beispiel. In der Partie hatte
der Oldenburger gefühlt immer eine etwas bessere Stellung, dennoch
musste er insgesamt 4,5 Stunden kämpfen, um den ganzen Punkt herauszuwringen:
Zur
Partie
Achtelfinale
Schröder (2164)
- Sebastian (2210)
Das Los bescherte Sebastian
die schwarzen Steine gegen 2160 (DWZ allerdings etwas unter 2100). Nach
der harten Schlacht am Vormittag und der somit relativ kurzen Mittagspause,
in der die Vorbereitung notgedrungen auch etwas zu kurz kam, musste man
hoffen, dass die Energie reichte. Diese Partie sollte zu einem ziemlichen
Drama werden. Sebastian stand schlecht und musste schließlich die
Dame gegen einen Turm geben. Weiß hätte es genauer spielen können,
hatte aber auch Zeitnot. Dies nutzte Sebastian zu einem Konter, um den
Tag zu retten:
Zur
Partie
Unentschieden also!
Somit musste die Entscheidung im Blitzschach fallen. Zwei Partien waren
angesetzt, das Los bestimmte, dass Sebastian zunächst Weiß hatte.
Zeitmodus war 3 Minuten plus 2 Sekunden Inkrement. Diese Partien habe ich
nicht aufgezeichnet, es gab allerdings zwei klare Siege vom Unionisten.
Nach Verlängerung also Einzug in die nächste Runde. Aber mittlerweile
war es 21 Uhr - im Grunde war Sebastian also seit 11 Stunden am Brett,
lediglich unterbrochen durch eine anderthalbstündige Mittagspause.
Würde sich das bemerkbar machen am zweiten Tag?
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Das Maritim
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Viertelfinale
Zur Übersicht
hier zunächst die Paarungen des Viertelfinales:
Sebastian (2210) -
FM Küppers (2282)
Keyser (1995) - FM
Neyman (2345)
IM Langrock (2346)
- Falk (2042)
Cofmann (2272) - IM
Kopylov (2392)
Die eine oder andere
Überraschung hatte es gegeben, aber die beiden IM und zwei FM hatten
überlebt. In drei Viertelfinalbegegnungen setzten sich nun die Favoriten
durch - und die vierte schauen wir uns jetzt an: Sebastians Partie. Sein
Gegner, ein junger FM, hatte mit Schwarz irgendwann Ausgleich, war aber
in dem einfachen Turmendspiel nicht mehr auf der Höhe. Bast nutzte
seine Chancen und zog in das Semifinale ein!
Zur
Partie
Ein schöner Erfolg
bereits jetzt und eine Steigerung zu 2018,
wo Sebastian in Leipzig ebenfalls beim Pokalfinale mitmischte und gegen
den späteren Sieger Hagen Poetsch im Viertelfinale nach einem dramatischen
Stechen ausschied. Diesmal also Halbfinale - zumindestens!
Halbfinale
Zunächst die Paarungen:
FM Neyman (2345) -
Sebastian (2210)
IM Kopylov (2393)
- IM Langrock (2346)
Das war ok - die beiden
IM gegeneinander, dafür aber selber mit Schwarz. Neyman ("wie Neymar,
aber ein Mann") hatte sich bis dato schwer getan, dreimal Remis gespielt
und jeweils das Stechen gewonnen. Seine Performance lag nur bei etwas über
2100 Punkten. Chancenlos war der Oldenburger also nicht. In der Partie
erreichte er mit Schwarz tatsächlich eine durchaus schon vorteilhafte
Stellung, seinem Gegner gelang es allerdings, das Material nach und nach
zu reduzieren und den Schaden auf ein Remis zu begrenzen:
Zur
Partie
Starker Auftritt von
Bast! Somit also erneut ein Stechen - um den Einzug in das Finale. Zwei
dramatische Partien warteten auf die Kiebitze. Mit Schwarz gab Sebastian
eine Qualität, hatte später sogar einen Turm weniger, bekam eine
Qualität zurück und im Leichtfigurenendspiel hatte er also Minusfigur.
Allerdings den ein oder anderen Bauern dafür, er drohte weiterhin,
alle Bauern zu rasieren nebst Remis. Unklar, ob es wirklich Remis war,
die Entscheidung fiel jedoch, als er letztlich noch in eine Gabel lief.
Somit musste die zweite
Partie gewonnen werden:
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Sebastian - Neyman
Schwarz am Zug
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Die Stellung ist ausgeglichen.
Hier patzte Schwarz mit 1. … Tb6? Sebastian ließ nun die klare Gewinnchance
Sxd5+ aus. Nach 2. Sxd5+ exd5 3. Txc8 Txb3 4. Lc3 hat Weiß nicht
nur eine Qualität mehr, er steht auch bombastisch. So kann z.B. der
Ta1 via h1 in die schwarze Stellung eindringen.
Dennoch bekam Sebastian
auch nach dieser verpassten Chance im folgenden Verlauf noch Möglichkeiten
auf mehr, der Gegner blieb aber zäh und konterte bei der entsprechenden
Gelegenheit. 0:2 im Stechen. Schade! Aber ok, selbst wenn Sebastian die
zweite Blitzpartie gewonnen hätte, so hätte er in der dritten
Partie wieder mit Schwarz spielen müssen - und eine vierte Partie
hätte es nur gegeben bei einem Remis dort.
Spiel um Platz 3
Am Samstag ging es
dann in der 5. Runde quasi um den 3. Platz, allerdings war dies kein Spiel
im K.O.-Format. In der Abschlusstabelle würde sich Sebastian mit allen
Teilnehmern vergleichen müssen - abgesehen von den beiden Finalisten.
Mit 3,0/4 war er punktgleich mit fünf weiteren Spielern auf Rang 3-8,
aber hatte gute Chancen, da er die beste Buchholzzahl hatte. Ein Sieg war
aber natürlich notwendig für die Bronzemedaille.
Es ging mit Weiß
gegen FM Weber (2334), erneut ein junger Titelträger. Dieser spielte
eine etwas gewagte Eröffnung, behandelte diese schlecht und geriet
früh in eine Verluststellung. Sebastian tobte sich nach Herzenslust
aus und fuhr den Punkt sicher in die Scheune:
Zur
Partie
Ein würdiger Abschluss
für sein gutes Turnier!
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Siegerehrung
Von links: Sebastian,
Kopylov, Langrock, Küppers.
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Endspiel
Das Endspiel zwischen
FM Neyman und IM Kopylov endete mit einem Remis. Neymans fünftes in
diesem Turnier, somit musste er zum fünften Male ins Stechen. Und
er siegte erneut: Nach zwei Remis gewann er die 3. Stichpartie und den
begehrten Pokal. Ich würde es als sinnvoller erachten, eine 3. und
4. Partie im Block zu spielen. Denn so oder so ist in einer 5. Partie Armageddon
vorgesehen. Nun denn!
Neuer Pokalsieger also
FM Neyman. Sebastian konnte mit seinem Turnier - er wurde tatsächlich
Dritter vor IM Langrock - aber mehr als zufrieden sein. Mit 4,0/5
hatte er sogar 1,5 Punkte mehr als der Pokalsieger - und eine um 300 Punkte
höhere Performance! Die war mit 2471 schon ein schöner Erfolg.
Etwa 50 Punkte ELO-Zuwachs durch die Doppelveranstaltung in Prag
und Magdeburg lassen sich sehen!
Fazit
Der letzte Tag zog
sich dann noch etwas hin. Bis zum Abend und der Abschlussgala waren es
noch ein paar Stunden. Wir überbrückten aber mit einem netten
Essen beim Vietnamesen, wo uns Mastersteilnehmer Niclas Huschenbeth Gesellschaft
leistete. Abends gab es dann die Gala mit der kompletten Crème de
la Crème des deutschen Schachsports. Oder fast komplett: Es fehlte
- scheinbar unentschuldigt - die Zweitplatzierte im Damenturnier, Elisabeth
Pähtz, was kritische Kommentare vom moderierenden GM Siebrecht einbrachte.
Dennoch eine gelungene
Veranstaltung! Nicht nur die Gala. Es gab zwar auch Kritik, z.B. von Christof
Sielecki, dass die Veranstaltung wenig breitenschachsportliche Wirkung
habe. Aber nun war es ja jahrelang - oder waren es Dekaden? - so, dass
das Spitzenschach eher etwas stiefmütterlich behandelt wurde und es
ist zu begrüßen, dass man zuletzt hier etwas aufgeholt hat.
Hier noch wie immer
der Link zur offiziellen Seite: Link
frank modder, 23.08.2020
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Scheck Mate
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